Vorwort & Vorspiel

 



Vorwort

von Dr. Roland Mahler

Theologe, Psychotherapeutischer Psychologe MSc


Dem Leben vertrauen – eine einfache und klare Botschaft in einer Zeit, in welcher eben dieses Leben komplex und kompliziert erscheint, seine Formen unklar und seine Inhalte fragwürdig sind. Mit den Texten dieses Buches wird ein Weg markiert, der als solcher nicht ein für allemal gebahnt vor uns liegt, sondern der für jedes Individuum eine Suche und ein Forschen bedeutet. Gerade beim Suchen helfen freilich die Markierungen, welche uns hier als Hilfe zur Orientierung gegeben werden. Sie sind in grösseren oder kürzeren Abständen zu finden und geben jedem auf seinem Weg das Gefühl, nicht alleine zu sein auf seinem Weg. Gerade darin liegt die Stärke dieser Gedanken! Sie legen nicht fest und engen nicht ein, sie sind in keiner Weise als Belehrung und Besserwisserei gemeint. Vielmehr versuchen sie Leinen auszuwerfen, die man aufgreifen und an denen man sich halten und so zu einem bestimmten Punkt gelangen – die man aber auch einfach ignorieren und beiseite lassen kann!

Dem Leben vertrauen, heisst stets einer Unmittelbarkeit vertrauen, die hinter all dem Mittelbaren und Vordergründigen des Daseins liegt. Dieses Unmittelbare heisst oft Gott. Auch dort, wo der Gottesname nicht verwendet wird, geht es um dasselbe, das uns direkt und ohne Vermittlung angeht, das uns so betrifft, dass - wenn wir uns darauf einlassen – es uns zugleich ganz zu uns selbst und über uns hinaus bringt. Hier geht es nicht um Religion oder Religiosität, sondern um ein Stück Selbsttranszendenz, um den Blick auf uns selbst in einem definitiv grösseren Zusammenhang, der uns in die Mitte bringt und uns aufgehen lässt in einem Ganzen.

Die Gedanken des Autors sind Ausdruck seines eigenen Weges, seines Vertrauens in das, was sich ihm als Leben ereignet. Nicht nur helle und strahlende Szenerien, sondern auch viel Dunkles oder Graues, das mehr verhüllt als es offenbart. Leben ist eine Wirklichkeit, die nach Hingabe ruft. Letztere aber bedingt Vertrauen, welches seinerseits durch Treue genährt wird. Dass es im Leben oder besser: auf dem Lebensweg so etwas wie Treue gibt, scheint alles andere als selbstverständlich zu sein. Im Vordergrund stehen nicht selten Veränderung und Verlust. Das Schicksal schlägt gnadenlos zu und lässt uns oft sprachlos vor Schmerz und Wut. Dass es dabei eine Treue gibt, welche das Vertrauen ins Leben trägt, erschliesst sich nur durch Achtsamkeit, durch geschulte, geübte und verinnerlichte Wahrnehmung von Zeichen, die sich nicht aufdrängen, von Tönen, die nicht in unseren Ohren gellen, von Emotionen, die nicht überwältigen, von Offenbarungen, die uns nicht entrücken. Hier versucht ein Mensch ein Zeugnis zu geben von scheinbar Banalem, Unspektakulärem und gerade deswegen Einzigartigem und Unerhörtem. Nur wer sich auf den Weg der Achtsamkeit begibt – wie er immer ihn auch nennen mag im Horizont seiner eigenen Tradition und Sozialisation – wird Zeuge dieses Wertewandels, wird im Nichts alles erkennen, um darob zu verstummen. Oder er wird sein Wort finden, seine Sprache, welche ihn verstehen lässt.

Sei es die endgültige Überwindung des Schmerzes oder die Zuversicht, im Schmerz nicht alleine zu sein – die Hoffnung auf Trost selbst ist es, welche den Weg in die Zukunft weist. Keine blosse Utopie, sondern eine Gewissheit des Herzens, die uns Mut gibt in der Realität unseres Alltags, die uns an uns selbst und an das Menschsein glauben lässt, die uns die Kraft gibt, Schritt für Schritt weiter zu gehen, mit Liebe zum Unscheinbaren in Erwartung des Grossen, mit dem Sinn für den Augenblick im Bewusstsein des Ewigen. Nichts Abgehobenes und dennoch von grosser Tiefe, so locken uns die Worte des Verfassers in unser eigenes Inneres, in die Begegnung mit den eigenen Motiven und Sehnsüchten, in die pure Gegenwart des Lebens.

Christliche und buddhistische Begrifflichkeit begegnen und ergänzen sich in den Texten dieses Büchleins. Dies mag für religiöse Puristen und Dogmatiker ein Ärgernis darstellen, es sollte den Herzensleser aber nicht irre machen, vielmehr möge er darin jene Wegmarken erkennen, welche ihn genau dorthin führen können, wo er selbst hingehört.

Winterthur, im Februar 2015



Vorspiel

Die 21 Kapitel der vorliegenden Schrift spannen einen Bogen vom Schmerz und von den Abgründen des Lebens zu einem Leben in Frieden und verantwortungsbewusster Freiheit.

Hierbei vertrete ich eine vollständige Subjektivität spirituellen Erlebens und die Abhängigkeit der Deutung solchen Erlebens von Kultur, Erziehung, Religion usw.

Im Anhang wird das frühbuddhistische Achtsamkeitstraining (Satipatthana) vorgestellt und im Kontext unserer christlich geprägten Kultur kurz erläutert und der Autor beschreibt seinen spirituellen Weg. 

Ein spezieller Dank geht an meine Lebensgefährtin Nicole Kormann, an meinen ersten Satipatthana-Lehrer Mirko Frýba, an meinen „älteren Bruder“ und Freund Johannes Oberteufer, an Roland Mahler für sein hilfreiches Mentoring und das Vorwort und an Matthias Sägesser für die tollen Illustrationen.  

Gerne nehme ich persönliche Rückmeldungen zu dieser Schrift entgegen, denn wachsen und reifen kann der Mensch nur am Gegenüber, am Du, dem er sich aussetzt indem er sich ihm offenbart.

„Dem Leben vertrauen – der innere Weg“ ist eine Offenbarung meines Herzens und meines Geistes, meines Fühlens und Denkens. Den Widerhall dieser Offenbarung erwarte ich mit Freude und Spannung.

Ulrich Kormann