Die
Gedanken oder Geistinhalte
Denn welcher Mensch weiss, was im
Menschen ist, als nur der Geist des Menschen, der in ihm ist?[1]
Alles ausser dem Körper des
Menschen ist sein Geistiges: Gedanken, Emotionen, Gefühle. Der Begriff Emotion
bezeichnet den Zustand des Geistes, das Gefühl beschreibt, wie sich Körper oder
Geist anfühlen. Auf Emotion und Gefühl werde ich später eingehen. Hier nun zum
Gedanken, zum Denken:
Unsere Gedanken in Begriffen und Bildern, alle unsere Sorgen, Pläne, Wünsche,
Phantasien, Erinnerungen usw. sind Inhalte unseres Geistes, und wie uns obige
Bibelstelle sagt, kann nur unser eigener Geist erkennen, was überhaupt in uns
als Mensch zugegen ist. Und eben dies ist es, was wir mithilfe der
Achtsamkeitsmeditation üben: Zu erkennen, was in uns ist. Während wir achtsam
in der meditativen Betrachtung des Körpers verweilen tauchen eine Vielzahl, ja,
ein scheinbar unaufhörlich fliessender Fluss von Gedanken auf. Erinnerungen,
Vorstellungen, Pläne, Sorgen usw. Und diese Gedankenketten beeinflussen unser
emotionales Erleben oft mehr, als es die körperliche Erlebenswirklichkeit hier
und jetzt tut. Ohne dass wir uns dessen bewusst sind, handeln wir sogar häufig
in einer konkreten Situation weit weniger der körperlichen Realität
entsprechend, sondern viel mehr aus dem Erleben unserer geistigen Einbildungen
heraus. Paul Watzlawick hat das in einer Kurzgeschichte wunderbar beschrieben:
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschliesst unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüsste er ihn nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen ihn. Und was? Er hat ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von ihm ein Werkzeug borgen wollte, er gäbe es ihm sofort. Und warum sein Nachbar nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen ausschlagen? Leute wie der Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet der Nachbar sich noch ein, er sei auf ihn angewiesen. Bloss weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s ihm aber wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er “Guten Morgen” sagen kann, schreit ihn unser Mann an: “Sie können Ihren Hammer behalten, Sie Rüpel!”[2]
Der Sinn des reinen
Beobachtens – zum einen der Körperlichkeit und zum anderen des
Geistigen – besteht also auch darin, dass wir zwischen der körperlich
erlebten Wirklichkeit und dem gedachten Erleben zu unterscheiden lernen. Je
weiter wir in einer klaren Wahrnehmung und Unterscheidungsfähigkeit dieser
beiden Ebenen des Erlebens fortschreiten, umso weniger werden wir in solche
Fallen tappen wie es dem Mann mit dem Hammer passiert ist.