Krise und Chance

 




Zum (Mundart-) Lied
(CD "Uelis Schrot" 2007)

Krise und Chance


1997 hatte ich mich bereits einmal für die Dauer von drei Monaten in Kandy aufgehalten um zu schauen, ob ich den Schritt ins Mönchstum wagen sollte, was seit Anbeginn meines buddhistischen Lebensweges als ein Traum und als ein Ideal vor mir schwebte. Nun, 1999, schien mir die Zeit reif dazu.

Als ich unangemeldet und überraschend in der Waldeinsiede-lei auftauchte, fragte mich Bhikkhu Kusalananda, was ich hier wolle. Meine Antwort war, ich wolle schauen, was mir bezüglich Ordenseintritt möglich wäre. Er meinte entschieden, das könne er mir sagen, was möglich sei. Auf meine freudige Gegenfrage: „Was denn?“ antwortete er: „Alles!“, und fügte hinzu, es gehe nicht darum herauszufinden, was möglich sei, sondern darum einen wissensklaren Entscheid zu fällen und danach die dazu notwendigen Schritte zu tun.

So leitete ich mit seiner und eines anderen (inzwischen verstorbenen singhalesischen) Mönchs, dem Ehrw. Siridhamma und meinem singhalesischen Freund Tissa Ratwatte, der mein Unterstützer geworden wäre, alles Nötige in die Wege. Ungefähr zehn Tage vor dem Eintritt als Novize in ein Waldkloster in der Umgebung von Kandy machte ich jedoch (wieder einmal) eine starke innere Erfahrung. Während ich auf dem Weg von der Einsiedelei durch den Wald in die Stadt ging, traf mich – völlig überraschend – ein äusserst intensiver, überaus klarer Gedanke, der mit absoluter Gewissheit sagte: „Ich werde das nicht tun, ich werde zurück in die Schweiz gehen“.

In der Schweiz geriet ich dann in eine grosse Sinnkrise und fand mich schliesslich für ein paar Wochen im Krisen-interventionszentrum der Uniklinik wieder. Von dort aus wurde meine Unterstützung durchs Sozialamt eingeleitet sowie ein Übergang zur Beschäftigung in der Tagesklinik in Oberburg. Auch eine Wohnung in der Nähe von Sumiswald wurde gefunden, wo ich die nächsten drei Jahre verbringen sollte.

Ich blieb mehr als zwei Jahre arbeitslos und befand mich in einer tiefen Depression, die soweit ging, dass ich praktisch keine sozialen Kontakte mehr hatte ausser mit dem Psychiater, den ich fast ebenso lange wöchentlich zweimal aufsuchte. Über lange Zeiten ging ich ansonsten bloss noch nachts aus dem Haus, da ich keinem Menschen begegnen wollte. Antidepressiva zu nehmen weigerte ich mich. Ich war mir sicher, wenn ich wollte, dass das alles wieder richtig in Ordnung käme, dann musste ich da durch. Ich durfte davor nicht fliehen sondern musste mich dem Erleben stellen, mich mit ihm konfrontieren bis ich hindurchbrechen konnte.