Der Weg

 



Frieden oder der Weg, die Methode


Der Buddha leitet die Satipatthana-Lehrrede mit den folgenden Worten ein:

Dies ist der direkte Weg zur Läuterung der Wesen, zur Überwindung von Kummer und Wehklage, zum Beenden von Mangel und Betrübtheit, zur Erlangung der richtigen Methode, zur Verwirklichung der Freiheit, nämlich die vierfache Vergegenwärtigung der Achtsamkeit.[1]

Die vierfache Vergegenwärtigung der Achtsamkeit beinhaltet die Achtsamkeit auf das Körperliche, auf die Gefühle, auf die Geisteszustände (Emotionen) und auf die Geistinhalte (Gedanken).

Dass das Körperliche, die Gefühle und die Emotionen über die Grenzen von Kultur und Religion hinweg von allen Menschen gleich erlebt werden, ist leicht einsichtig. Körper wissen nichts von Religion. Lust und Schmerz, Freude und Leid werden von den Angehörigen aller Religionen erlebt und auch Emotionen wie Begierde und Wut, Liebe und Hass werden von allen Menschen gleichermassen erfahren.

Die vierte Achtsamkeitsvergegenwärtigung verdient hier nun eine spezielle Beachtung, denn die Geistinhalte, das Denken in Wort und Bild, das ist allerdings geprägt von der Kultur in der wir aufgewachsen sind und leben, von dem Weltbild, das wir uns durch Erziehung, Schule, Ideologie, Religion usw. angelernt und angeeignet haben. Aus diesem Grund können die Objekte, die sich der vierten Achtsamkeitsvergegen-wärtigung anbieten, von Mensch zu Mensch äusserst verschieden sein.

Leider ist es oftmals gerade diese Unterschiedlichkeit des Denkens, das die Menschen trennt und ihnen den Weg zueinander verunmöglicht. Auch hier ist es die Achtsamkeit als reines Beobachten, die uns ermöglicht, die Wahrheit über unser Denken, über die sprachlichen und bildlichen Inhalte unseres Geistes zu ergründen. In diesem Sinn sagt die Bibel:

Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig.[2]

Es ist daher gerade auch das klarbewusste Beobachten und Ergründen der wahren Natur unserer Denkinhalte in Wort und Bild, das uns Frieden und Freiheit als nicht in Worten, sondern vielmehr als in einer starken Kraft bestehend erleben und erkennen lässt.

Das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft.[3]

Frieden machen wir zuallererst in unserem eigenen Herzen, in unserem Körper, unseren Emotionen und in unserem Denken. Wenn wir in uns selber keinen Frieden erleben, dann ist es uns auch nicht möglich, Frieden nach aussen zu strahlen, auf unsere Mitmenschen, auf unsere Mitwesen, auf unsere Mitwelt. Satipatthana, die vierfache Vergegenwärtigung der Achtsamkeit, ist ein Weg, der zu innerem Frieden führt.



[1] Palikanon, Majjhima Nikaya, Satipatthana Sutta

[2] Bibel, 2.Kor 3,6

[3] Bibel, 1.Kor 4,20