Von
Buddha zu
Zweieinhalb Jahre nach meiner Rückkehr von Sri Lanka begab ich mich für drei Monate als Gast in das Kapuzinerkloster in Solothurn. Dort erlebte ich eine intensive und wertvolle Zeit der Annäherung an Gott.
Im Juni 2001 vollzog ich
dann, was ich als notwendig erachtete: Ich verabschiedete mich vom Buddha und wandte
mich Jesus
DANKSAGUNG AN DEN ERWACHTEN
Danke für alles, was Du mich gelehrt hast.
Du hast nie Gewalt ausgeübt;
danke, dass Du mich ziehen lässt.
Jesus ruft mich.
Metta!
Ueli
DANKSAGUNG AN JESUS CHRISTUS
Dein Atem hat mich in der Finsternis gestreift.
Danke, dass Du mich abgeholt hast.
Deine Gnade ist gross!
Amen.
Ueli
An Pfingsten 2001 besuchte
ich erstmals einen Gottesdienst der evangelikal-charismatischen Bewegung „Neues
Land Emmental“ im Nachbardorf und anlässlich des „Alphalive-Glaubenskurses“ trat
ich noch im gleichen Monat der Gemeinschaft formell bei. Im August liess ich
mich taufen und einige Zeit danach nahm ich im Verlauf eines prophetischen
Gottesdienstes gemäss der Anweisung im Glauben die Zusage der Taufe im Heiligen
Geist entgegen. Nun war ich – gemäss der
auf der Bibel gründenden Überzeugung des evangelikal-charismatischen
Nun aber, und da begann sich mein Weg bereits wieder vom evangelikalen Umfeld zu unterscheiden, erkannte ich in völliger Klarheit, dass ich hier im christlichen Kontext eine analoge Erfahrung gemacht hatte wie zwanzig Jahre zuvor im buddhistischen Kontext. Es war nicht dasselbe Erleben, aber die Auswirkungen des Erlebens auf die Psyche waren dieselben: Es ist das, was in der religiösen Sprache – ob buddhistisch oder christlich – als Heilsgewissheit bezeichnet wird: Ein tiefes, inneres Vertrauen in das Leben und in den eigenen Lebensweg.
Die Heilsgewissheit besteht keineswegs in der Sprache und in den Bildern, die zu deren Beschreibung gewählt werden. Sie besteht in einem wirklichen – also wirksamen – Erleben der Befreiung von existenziellen Zweifeln, Ängsten, (Selbst- und Nächsten-) Anklagen und Schuldigsprechungen.
Die spirituelle Initiation bedeutet nicht bloss das Ende einer Wegstrecke (der sogenannt „weltlichen“), sondern viel mehr gerade auch den Anfang eines herausfordernden geistigen Lebens im Ringen um fortschreitende Befreiung und Veredelung von Geist und Herz, von ethischem Verhalten und individuellem Charakter. Sie bezeichnet und symbolisiert das Betreten des Weges zur Erlösung hin.
Dadurch, dass der Mensch mit Gewissheit weiss, dass er auf diesem Weg auch Fehler machen wird, dass diese Fehler aber ihn nicht vom Weitergehen abbringen können, befindet er sich überhaupt erst in der Lage, die Fehler unvoreingenommen zu erkennen und sich einzugestehen. Und nur dadurch ist er auch befähigt, sich von ihnen abzuwenden und sie zu überwinden. In gleicher Weise vermag er nun auch seine Fähigkeiten und Stärken zu sehen und sie in den Dienst des Befreiungsweges – in den Dienst seiner eigenen Heilung und der Heilung seiner Mitmenschen – zu stellen und weiter auszubilden.
Mehr und mehr vermisste ich nun die Meditation, die ich zuvor zwanzig Jahre lang praktiziert hatte. Meine Suche nach christlicher Meditation erwies sich im evangelikalen Umfeld als fruchtlos. Schliesslich stiess ich auf das Herzens- oder Jesusgebet der orthodoxen Kirche.
Das Buch „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“[3] war äusserst spannend zu lesen und bildete den Auftakt zu einer tiefen Auseinandersetzung mit diesem Weg christlicher Kontemplation, und zwar sowohl in der Praxis, als auch im Studium.
Immer deutlicher wurde mir,
wie nahe dieser Weg der von mir zuvor praktizierten buddhistischen
Satipatthana-Meditation steht. So habe ich schliesslich zurückgefunden zu
meiner ursprünglichen spirituellen Praxis.
[1] Tagebuch, 10. Juni 2001
[2] Bibel, Röm 8
[3] Emmanuel Jungclaussen (Hrsg.): „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“ (Herder 2000)